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Presse:

Süddeutsche Zeitung, 29.3.2008, Dagmar Kolerus
Globaler Wahn
Schäden unserer Zeit: "Gebt zu, Stimmen zu hören" im I-Camp
Manchmal möchte man den Fernseher aus dem Fenster schmeißen, um nicht von noch irgendeiner Katastrophe auf dieser Welt erfahren zu müssen. In Philine Velhagens und Barbara te Kocks jüngster Inszenierung "Gebt zu, Stimmen zu hören" haben sich die Leiden der Welt im Ensemble niedergeschlagen. Angelika Krautzberger, Mirco Monshausen, Anastasia Papadopoulou, Maren Schlüter und Jochen Strodthoff treffen sich im I-Camp zur wöchentlichen Therapiesitzung. Doch sie reden eher für sich als mit den anderen. Strodthoff gesteht, dass er sich schon sehr früh verliebt habe. "Ihr" habe er alles gegeben, "sie" habe alles von ihm gefordert. Doch dann habe "sie" ihn verlassen, sei nach Rumänien gegangen. Er schreit gekränkt: "Die scheißarrogante Arbeit soll ja nicht denken, dass ich ihr nachlaufe!", und entpuppt damit seine Geliebte als Anstellung bei dem Mobilfunkkonzern Nokia. Monshausen, der Manager, will eigentlich Priester sein. Seine Mission erstreckt sich jedoch hauptsächlich auf Optimierung und Effizienz. Der Einzelne soll sich zu Gunsten der Gruppe opfern, so wie es Jesus schon vormachte: So trägt ein jeder auf seine Weise sein Leid vor. Mit Leichtigkeit und Humor wird hier erzählt von den verschiedensten Folgen der Globalisierung für den Einzelnen. Velhagens und te Kocks Protagonisten kapitulieren lustvoll angesichts der Globalisierung, es bleibt ihnen nur, "demütig darum zu bitten, die Welt endlich wieder schrumpfen zu lassen".




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velhagen/te kock, 2005-2008