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Der Weg des Geldes
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Ein theatraler Livespaziergang
von velhagen / te kock


Der Stadtteil Giesing wird zum zentralen Austragungsort des neuen Theaterprojekts von Philine Velhagen (Köln) und Barbara te Kock (München). Gemeinsam mit dem Publikum verfolgt unser Performer einen markierten Geldschein.

Der Performer hat sich Regeln gesetzt. Die erste Regel lautet: Ich werde meine Zeit dem Zufallsprinzip des Geldes unterwerfen. Zweite Regel: Ich werde dieses Prinzip so konsequent wie es mir möglich ist, anwenden. Vorgehensweise: Ich markiere einen 10 Euro Schein. Ich kaufe mir mit dem markierten 10 Euro Schein ein Notizbuch in dem Schnäppchenmarkt an der TeLa in Giesing, ich bezahle und warte. Ich warte darauf, dass der Schein einem nächsten Kunden als Wechselgeld zurückgegeben wird. Ich werde dann diesen mir bisher unbekannten Menschen bitten, ihn oder sie begleiten zu dürfen, bis er oder sie den Geldschein wieder ausgibt. Dritte Regel: Ich werde dieses Prinzip mindestens drei Tage anwenden.
Ich begleite meinen Geldschein und werde zum Begleitservice für die Menschen, die gerade im Besitz meines Geldscheins sind. Wer sind diese jeweiligen Geldscheinbesitzer, wie sehen sie aus und wo wohnen sie? Kann er dort für mich kochen, oder sie mir sogar etwas singen?

Die Zuschauer gehen mit auf den Weg des Geldes. Einer Bewegung gleich zieht dort in Giesing eine Gruppe durch die Stadt und verfolgt Geld.
Zu welchen Orten und Unorten führt uns der Geldschein, den wir nicht mehr aus den Augen lassen werden, und zu welchen tiefsinnigen und unsinnigen Gesprächen lässt er uns verleiten - mit bisher Fremden, die nur den kleinsten gemeinsamen Nenner mit uns teilen, denselben 10 Euro Schein in den Händen gehalten zu haben...

Ein Experiment, bei dem nicht nur die in der Regel undurchsichtigen Wege des Geldes für einen Moment beleuchtet werden, sondern auch deren flüchtige Besitzer.

Konzept / Idee: Philine Velhagen


Text / Dramaturgie: Barbara te Kock


Mit: Mirco Monshausen, Waltraud Lederer, Susanne Schröder, u.a.


Management: Kulturbüro Simone Schulte
Produktionsassistenz: Petra Stamol
Grafik: Frank von Grafenstein
Medienbetreuung: Knoll PR


‚Der Weg des Geldes’ wird vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München gefördert und findet mit freundlicher Unterstützung von eurobilltracker.com und Puerto Giesing statt.




Termine:
Premiere: Samstag, 11. September 2010, 17:00 Uhr
Weitere Termine: 13. / 14. / 15. / 16. September, jeweils 19:00 Uhr

Treffpunkt: Schnäppchen Markt, Tegernseer Landstr. 40, München-Giesing

Kartenreservierung
12.- / 8.- | Reservierung: 0170/7056531, hallo@velhagen-tekock.de

Die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen pro Abend begrenzt. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt, bitte bei Bedarf wetterfeste Kleidung mitbringen.




Das Zentrum unserer Arbeit ist der heutige Mensch und seine Verfassung. Das heutige Ich ist verschiedenen gesellschaftlichen Strömungen ausgesetzt und verändert dieses Ich im Inneren.

Das Hauptinteresse unserer theatralen Arbeit lag und liegt in einer Beschreibung dieser von außen abhängigen Zustände im Menschen. Wie gehen wir mit einer medial vermittelten Welt um? Was machen wir, wenn unsere Arbeitskraft überflüssig geworden ist? Wie kann ich mich aus der Masse herausheben und jemand besonderes sein? Warum will ich überhaupt jemand besonderes sein? Wo bleibe ich in einer globalisierten, unüberschaubar gewordenen Welt? Gibt es eine nächste in ihren Ausmaßen noch unbekannte Finanzkrise? Was bedeutet Geld für mein Leben? Wie gestaltet sich der öffentliche Raum? Wird dieser bald ausschließlich durch die Gesetze des Marktes bestimmt sein?

velhagen / te kock entwickeln mit „der weg des geldes“ ihre bereits seit Jahren immer wieder u.a. im öffentlichen Raum stattfindende Theaterarbeit weiter.



„Unter den Pflastersteinen, der Strand“
Situationistische Internationale

Ich markiere einen 10 Euro Schein, es ist mein letzter. Ich kaufe mir mit dem markierten 10 Euro Schein ein Notizbuch in einem kleinen Schreibwarenladen in München, ich bezahle und warte. Ich warte darauf, dass der Schein einem nächsten Kunden als Wechselgeld zurückgegeben wird. Ich werde dann diesen mir bisher unbekannten Menschen bitten, ihn oder sie begleiten zu dürfen, bis er oder sie den Geldschein wieder ausgibt. Dieses Prinzip werde ich über drei Tage anwenden.

So konsequent wie es eben geht, dies kann also bedeuten, dass ich die Stadt verlassen muss, da das Geld die Stadt verlässt oder aber dass das Geld eine Nacht in einer Wohnung in München ruht, nicht ausgegeben wird, dies bedeutet dann, dass ich den Zwischenbesitzer des Geldes bitten müsste, bei ihm oder ihr zu übernachten. Während ich meinen letzten Geldschein verfolge, unterhalte ich mich mit den jeweiligen Zwischenbesitzern. Ich nehme das Geld zum Anlass über Wert zu sprechen, über Geben und Nehmen, über die Übertragung des Tauschwertsystems auf andere Bereiche, auf Beziehungen, auf Gefühle und Freundschaften.
Gleichzeitig trete ich mit den Zwischenbesitzern in ein Verhältnis, das die alltägliche Regelung vom Umgang mit Geld durchbricht. Ich – eine Unbekannte bitte sie oder ihn eine Weile oder auch begleiten zu dürfen. Gegebenfalls muss ich um etwas bitten, für das ich nicht bezahlen werde, für eine Übernachtung, ein Essen, ein Gespräch. Es entstehen Interviews und Situationen.

Später im September 2010 werden wir gemeinsam meinen Gang gehen. Wir werden fremde Wohnungen betreten, werden den kostbarsten Gegenstand dieser Wohnung zu Gesicht bekommen. Uns wird ein Essen gekocht, das aus Zutaten im Wert von 10 Euro besteht. Wir werden auf einer Parkbank von zerbrochenen Freundschaften hören und bei McDonalds vom Glück, das nichts kostet.

 
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velhagen/te kock, 2010